Interview

mit Martin Welp, Architekt Ovum

Martin Welp ist Architekt und einer der Geschäftsführer von dem Architektenbüro Phase5, das eng mit Alfons & alfreda zusammenarbeitet. Aus diesem Grund ist Martin Welp auch der Architekt von dem Projekt OVUM in Köln Braunsfeld.

Was für Herausforderungen musstet ihr bewältigen?

Wir hatten das große Glück, dass es für das Grundstück bereits einen rechtskräftigen Bebauungsplan gab. Wir haben versucht die Vorgaben des Bebauungsplanes 1:1 umzusetzen um kein Erfordernis zu schaffen, irgendwelche Ausnahmen davon erwirken zu müssen.

Wenn man in Köln baut, darf man damit rechnen, dass im Untergrund wichtige Zeugen dieser langen Siedlungsgeschichte liegen. Für unser Grundstück war bereits bekannt, dass wir im Umfeld eines römischen Landhauses oder Gehöftes in einer definitiven Verdachtsfläche liegen. Bereits in den 1960er Jahren wurden hier spektakuläre Funde gemacht, die wie das „Kölner Diatretglas“ zu den Highlights des Römisch Germanischen Museums gehören.
Wir haben dann auch offensiv frühzeitig den engen Kontakt zum RGM gesucht und hatten damit einen konstruktiven und offenen Ansprechpartner. Die Grabung hat dann für unseren eigenen Terminplan keinerlei Zeitverluste bedeutet.

Was ist der Grundgedanke vom OVUM? Woher kommt das architektonische Konzept?

Unsere Architektur und unser Städtebau antwortet auf die hier am Standort sehr heterogene Struktur aus Gewerbehallen und Resten der Vorkriegswohnbebauung mit klassischen Elementen: Haus, Straße, Platz. Jedes der vier Häuser vom OVUM ist als ein einzelnes Haus zu erkennen und stellt für sich eine Adresse dar. Dabei gruppieren sich Häuser gemeinsam um einen verbindenden Platz.  

Das Thema des von vier Häusern umringten Platzes hat sich sehr früh herauskristallisiert. Das Verbindende des Platzes wird unterstrichen durch seine ovale Form aber auch durch das einheitliche Sockelgeschoss mit dem durchlaufenden Bogenmotiv.
Die Elemente, mit denen wir hier arbeiten, sind Elemente, die wir alle aus der klassischen europäischen Stadt kennen und sofort begreifen und selbstverständlich auch nutzen können.

Was bietet das OVUM für Köln Braunsfeld? Welche Nutzungsarten sind geplant?

Drei der vier Häuser sind mit klassischer Büronutzung belegt. An der Stolberger Straße ist ein Hotel. Im Erdgeschoss im Haus E werden ein Bio-Supermarkt und Gastronomie einziehen, die beide zum ovalen Platz orientiert sind.

Das wichtigste, was das OVUM dem Stadtteil bietet, ist aber sicherlich der Platz selbst, der immer öffentlich und zugänglich ist. Was wir unbedingt vermeiden wollten, wäre ein Platz, der nur einen halböffentlichen Charakter hat und in den man sich nicht hineintraut oder gar nicht hingehen will. Ich bin überzeugt, dass wir diesen wirklich öffentlichen Charakter schon mit der Architektur geschafft haben – aber auch die Handels- und Gastronomienutzungen sorgen dafür, dass der Platz ein öffentlicher Platz sein und bleiben wird.

Im OVUM haben alle Häuser ein einheitliches Sockelgeschoss mit einem durchlaufenden Bogenmotiv.

„Das wichtigste, was das OVUM dem Stadtteil bietet, ist aber sicherlich der Platz selbst, der immer öffentlich und zugänglich ist.“

Im OVUM platzieren sich die vier Häuser um den gemeinsamen, ovalen Platz.

Wie integriert sich das Quartier in den Standort Braunsfeld ein? Was macht es so attraktiv & lebenswert?

Auf eurer Website zitiert ihr ja auch den Satz „der nördlichste Platz Italiens“, der irgendwann in einer unserer Planungsrunden im Büro gefallen ist. Was lieben wir denn an den Italienischen Städten und Plätzen so? Dass sie eine wunderbare Bühne für das Leben bieten, dass sich dort abspielt. Diese Bühne, diese Plattform bieten wir auch.

Der Platz und das Quartier sind transparent mit den Straßen der Umgebung vernetzt. Die Bewohner des Wohnquartiers „Park Linné“ können den Platz fußläufig als ihren Stadtplatz erschließen und in Besitz nehmen.
Das Quartier ist keine isolierte mono-genutzte Bürostadt sondern hier kommen alle zusammen: Familien, die ihre Einkäufe erledigen, Büro-Mitarbeiter, die auf dem Platz und den umgebenden Gassen und Straßen ihre Pausen verbringen sowie Braunsfelder, die sich hier verabreden und treffen – alle.

Wieso spielen urbane und nachhaltige Quartiere heutzutage eine so wichtige Rolle?

Wenn ich ein Quartier in einem urbanen Bestand entwickle, ist die Stadt ja schon mal da. Wenn ich mit Dingen arbeite, die schon prinzipiell da sind, ist das im Sinne einer entsprechenden Nachhaltigkeit. Wenn auch Straßen, Wege, Medienanbindungen möglicherweise noch ertüchtigt werden müssen, so baue ich ja trotzdem auf etwas bereits Bestehendem auf.

Das OVUM ist eine Baumaßnahme, die prinzipiell flächenschonend ist, es ist ja keine Greenfield-Entwicklung – also keine Baumaßnahme auf bisher nicht bebauten oder vermarkteten Flächen. Bei unserem Projekt in Braunsfeld haben wir im Verhältnis zur Vornutzung noch Flächen entsiegeln können, da nahezu die ganze Fläche des alten Gewerbestandortes befestigt war.

Drei der vier Häuser sind mit klassischer Büronutzung belegt, an der Stolberger Straße zieht ein Hotel ein.

Machen sich ESG-Faktoren (ESG steht für Environment/Umwelt, Soziales, Gute Unternehmensführung) bemerkbar?

Das OVUM haben wir unter Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten entworfen. Es wird auch zertifiziert – jedoch anfangs nicht nach einem definierten ESG-Katalog.

Was wird aktuell anders in der Planung berücksichtigt? Und, wenn du das OVUM noch mal planen würdest, was würdest du heute anders machen?

Der Anteil z.B. von Photovoltaik – nicht nur auf dem Dach – liegt bei unseren aktuelleren Projekten viel höher. Auch dem Thema „begrünte Fassaden“ schenken wir viel mehr Augenmerk und probieren entsprechende Fassadenentwürfe aus.

Nachhaltig zu handeln ist – auch unabhängig von der nachgefragten Anlageklasse – fraglos mehr geboten denn je. Seiner sozialen Verantwortung gerecht zu sein sowie anständig und klar miteinander umzugehen sollte natürlich ohnehin selbstverständlich sein. Trotzdem macht es sich nach meiner Einschätzung bemerkbar, dass alle – wirklich alle – sensibler mit dem Thema umgehen.

„Auch dem Thema „begrünte Fassaden“ schenken wir viel mehr Augenmerk und probieren entsprechende Fassadenentwürfe aus.“

OVUM ist ein Projekt der

FAY PROJECTS
Alfons & alfreda Advisors GmbH

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